Rückblick auf die Publikumspreisträger-Tour 2018

Das biennale MADE.Festival hat in seinem Vorbereitungsjahr erstmals drei Gastspiele außerhalb der Festivaltournee durchgeführt. Bei der Festivalausgabe 2017 wurde in Kassel, Marburg und Schlitz je ein Publikumspreis ausgelobt, den eine der sechs auftretenden hessischen Theatergruppen gewinnen konnte. Die Preisträger wurden eingeladen im Herbst 2018 an die entsprechenden Orte zurückkehren, um die dort eroberte Publikumsgunst mit einer weiteren Produktion zu festigen.

Den gelungenen Auftakt gab am 10.11. im Kulturhaus Dock4 in Kassel das Brachland Ensemble mit „Revolution: Alles wird gut“. Im Rahmen des Stückes wurden weltweite aktivistische Initiativen und Projekte vorgestellt, die sich im Kleinen und Großen der Verbesserung der Welt widmen: z. B. ein Ärzteschiff an der afrikanischen Küste, das Kindern schief gewachsene Beine gerade operiert, oder ein Zusammenschluss aus Israelis und Palästinensern, die Verwandte im Nahostkonflikt verloren haben und dennoch für die Aussöhnung der Parteien einstehen – und damit an die Schulen gehen.
Die Vorstellung wurde von einer offenen Infobörse flankiert, in der sich lokale Vereine und Initiativen präsentieren und begegnen konnten. Hier werden Arbeitszeit getauscht, Wohn- und Freiräume für Natur in Kassel erkämpft; andere engagieren sich in der Jugendarbeit oder für Geflüchtete. Insgesamt ein sehr ermutigender und positiv stimmender Abend.

Die nächste Haltestelle war am 30.11. das Schlosstheater Fulda. In einem eher intimen Rahmen wurde dort das Stück „Kommt denn auch Liebe vor? Kommt vor.“ vom german stage service Marburg aufgeführt (seit Kurzem umbenannt in „Theater neben dem Turm“): Zwei ältere Männer voller Sehnsucht, Leidenschaft, Verzweiflung und Schmerz bespielen, zerreden und rätseln um die Liebe. Und schmunzelnd schauen wir zu, wie aus dem so oft besungenen, betrauerten, in unzähligen Gedichten und zu Liebeskomödien verarbeiteten Allerweltsthema (das angeblich vor allem Frauen interessiert), sich ein etwas anderer Männerabend herausschält – mit Antihelden, denen wir auch noch hinter die Kulissen schauen dürfen. Sehr amüsant!

Auch in Fulda hatte das MADE.Team die Aufführung mit einem kleinen Extra gerahmt: handelt doch eine der Episoden des Stücks vom „traurigsten Liebeslied der Welt“, haben wir unsere Zuschauer nach ihren Lieblings-Liebesliedern befragt und ihnen in einem Fotoshooting Gesicht verliehen.

Seinen Abschluss fand die kleine Gastspiel-Tour am 06.12. mit „ALL IN ALL“ von Nir Shauloff/Jan Philipp Stange an der Waggonhalle Marburg. Vor ausverkauftem Haus war ein Abend zu erleben, der alle Beteiligten von den Mühen des Alltags hinaus ins All entführte. Während das Publikum eine gute Stunde konstant um die Sonne im Kreis wanderte und sich dabei von Musik, Licht und Dialog in andere Gedankensphären zaubern ließ, wurden so einige gefühlte Größen- und Bedeutungszusammenhänge unserer heutigen Welt fast schon theater-therapeutisch zurechtgerückt.

Auch hier gab es, mit Spaß an Verkleidung, für das Publikums die Gelegenheit in einem MADE.Fotoshooting  dem Projekt Gesicht zu verliehen. 

Insgesamt sind wir mit der Gastspiel-Tour unseren kulturpolitischen Zielen wieder ein Stückchen näher gerückt – die Resonanz für das Festival und die Theatergruppen bringen uns zu dem Schluss: Fortsetzung folgt!